Interessengemeinschaft der Primatenhalter e.V.

Ein Herz für Affen

  • Schau nicht weg!

Rechtliche Grundlagen

Die private Affenhaltung wird in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert. Dies liegt auch 

daran, dass die Haltung von Affen wesentlich höhere Anforderungen an den Pfleger stellt als 

die Haltung von Ziervögeln, Kaninchen, Meerschweinchen etc.

Die Haltung von Affen erfordert insbesondere mehr Zeit und finanziellen Aufwand als bei anderen Heimtieren. 

Zusätzlich gibt es sehr restriktive gesetzliche Vorschriften, deren Einhaltung nicht jedem möglich ist.

Vor der Anschaffung eines Affen sind zunächst eine Reihe von Fragen zu klären und Voraussetzungen zu 

erfüllen. Dies sind u.a.:


•  Welche Arten eignen sich überhaupt für die Haltung in Privathand?

• Welche speziellen Nahrungsansprüche stellen diese Arten?

• Welche Unterbringungsvoraussetzungen müssen geschaffen werden?

• Wie sind die rechtlichen Bestimmungen?

• Ist die Versorgung bei Abwesenheit und im Krankheitsfall gewährleistet?


Um einen Affen zu zähmen, muss er bereits als Jungtier vom Menschen aufgezogen werden, damit es seine Scheu vor dem Menschen verliert und diesen als Artgenossen ansieht (= Fehlprägung). Dies bedeutet aber, dass man ein Affenbaby gewaltsam von seiner Mutter trennen muss. Wer die starke Bindung zwischen einer Affenmutter und ihrem Kind erlebt hat weiß, wie grausam dies für Muttertier und Kind ist. Bei den früher häufiger importierten Jungtieren aus freier Wildbahn konnte man sogar davon ausgehen, dass das Muttertier getötet werden musste, um an das Jungtier zu gelangen. Wer sich dennoch dafür entscheidet, solch ein Affenbaby aufzuziehen, kann kaum für sich in Anspruch nehmen, aus Tierliebe zu handeln.

Affen leben – mit ganz wenigen Ausnahmen – ständig mit ihren Artgenossen zusammen. Sie leiden darunter, allein zu sein. Übernimmt der Mensch die Rolle des Artgenossen, müsste er ein Affenleben lang ständig für sein Tier da sein. Das bedeutet eigentlich 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Ich glaube kaum, dass jemand in der Lage ist, dies auch nur annähernd zu gewährleisten.

Ein besonderer Reiz, den Affen auf uns ausüben, ist zweifellos ihre Lebhaftigkeit und Neugier. Bei einem in der Wohnung freilaufenden Affen führt dieses Verhalten aber unweigerlich dazu, dass er sich (bspw. durch Stromkabel) und die Wohnungs-einrichtung (z.B. durch das Herunterwerfen von Vasen) gefährdet. Früher oder später wird so ein Tier dann doch in einen Käfig verbannt, aus dem es nur hin und wieder herausgelassen wird. Der aufgestaute Bewegungsdrang führt dann häufig zu noch größeren Schäden. Als Einzeltier in einem Käfig ohne ständigen direkten Kontakt zu seinem Partner aber leidet das Tier, viel mehr noch, als dies Menschen in ähnlicher Situation empfinden würden.

Affen werden übrigens auch niemals stubenrein, da dies in ihrem natürlichen Verhaltensrepertoir gar nicht vorgesehen ist. Wozu auch, schließlich handelt es sich überwiegend um baumbewohnende Arten, die sich um die Entsorgung keine Gedanken machen müssen und ihren Kot nicht gezielt - bspw. zur Reviermarkierung - einsetzen. Dagegen nutzen viele Arten ihren Urin, um sich damit die Hände zu „parfümieren“ und so Laufwege im Kronengeäst zu markieren. Dieses natürliche Verhalten zeigen viele Arten auch in Menschenhand. Um die unliebsamen Auswirkungen in der Wohnung zu vermeiden, werden zahmen Affen gelegentlich Pampas- Windeln angelegt. In Anbetracht des äußerst regen Stoffwechsels (Obst-, Gemüsenahrung!) wird der sehr häufig nötige Windelwechsel zu einer ekeligen und zeitaufwendigen Prozedur, unter der insbesondere das Tier leidet. Oft genug schafft es ein Affe schon vorher, sich selber von dem lästigen und einengenden Fremdkörper zu befreien, mit fatalen Folgen für die Wohnungseinrichtung. Auch dieser Umstand führt letztlich zur Verbannung in einen Käfig, also zu einer Einzelhaft.

Gezähmte Affen verlieren die Scheu vor dem Menschen. Einmal geschlechtsreif geworden, kann es insbesondere bei männlichen Tieren vorkommen, dass sie den menschlichen Pfleger angreifen. Dies ist ein ganz natürliches Verhalten, mit dem sie in der Natur ihren Platz innerhalb der Gruppenhierarchie finden. Spätestens dann aber verlieren die meisten Halter zahmer Affen das Interesse an ihrem „Spielzeug“.

Ein gezähmter Affe, der nicht mehr mit seiner menschlichen Ersatzfamilie zusammenleben darf, führt ein armseliges Leben. Für die Vergesellschaftung mit Artgenossen ist das fehlgeprägte (auf den Menschen geprägte) Tier meistens nicht mehr geeignet. Zoologische Gärten lehnen die Übernahme solcher Tiere zur Recht ab. Häufig bleibt für diese Tiere nur die lebenslange „Einzelhaft“, unter der es ungemein leidet.

Leider führen Filme wie „Unser Charly“ immer wieder dazu, dass der Wunsch nach einem zahmen Affen geweckt wird. Dazu muss man wissen, dass es sich bei Charly um ein Jungtier handelt, dass spätestens mit Einsetzen der Geschlechtsreife gefährlich werden kann und durch ein Ersatztier ausgewechselt wird. Die im Fernsehen gezeigte Haltung hat ganz und gar nichts mit der Realität zu tun.